Weitspringerin

Wenn es um das 'Drüsige Springkraut' (auch 'Indisches Springkraut' genannt) geht, scheiden sich die Geister.

Den einen schmecken die Samen, sie machen Gelee aus den Blüten und sie loben die Bienenfreundlichkeit der Pflanze, die für Honigbienen bis in den Herbst hinein eine reiche Nektar- und Pollenquelle darstellt.

 

Die anderen sehen den ungeheuren Ausbreitungsdrang des Balsaminengewächses kritisch. Eine Pflanze produziert nicht nur bis ca. 4000 Samen, diese springen, sobald sie reif sind, bis zu sieben (!) Meter weit aus den Kapselfrüchten.

Eine echte Weitspringerin sozusagen.

Aber nicht nur das, man kann ihr beim Wachsen zusehen: In kurzer Zeit erreicht die von Juni bis Oktober rosa bis pink blühende Pflanze eine Wuchshöhe von etwa zwei Metern. Überdüngte, nährstoffreiche Böden lassen sie besonders gut gedeihen.

 

Oben genannte Eigenschaften machen das 'Drüsige Springkraut' sehr durchsetzungsfreudig, so sehr, dass manche einheimischen Wildkäuter kaum Chancen auf ein Aufkommen haben. 

Das hat möglicherweise Folgen: Wildbienen fehlen bestimmte Nektarpflanzen, auf die sie angewiesen sind, Schmetterlingsraupen fehlen Futterpflanzen. 

Sogar Brennesselbestände - die Brennessel ist eine wichtige Raupenfutterpflanze für Tagpfauenauge & co - werden durch das Drüsige Springkraut eingedämmt. 

 

Wie so oft steckt der Mensch hinter der Sache: Das Drüsige Springkraut wurde im 19. Jahrhundert aus dem Himalayagebiet als Zierpflanze eingeführt, als Bienenfutterpflanze sollte es später ebenso gute Dienste leisten. Dass die Pflanze sich durch Gartenzäune nicht aufhalten lässt, war damals offensichtlich noch nicht klar.  

Nun, wie oder was tun?

Man kann das Kraut in Zaum halten, in dem man es vor der Samenreife mäht oder mit den Wurzeln ausreißt, was bei einem Flachwurzler einfach zu bewerkstelligen ist. Allerdings ist es mit einer einmaligen Maßnahme nicht getan. Nachdem die Samen mehrere Jahre lang keimfähig sind, muss wiederholt gemäht oder ausgerissen werden.

 

Aber: Machen wir das Drüsige Springkraut nicht zum alleinigen Sündenbock für den Rückgang von Wildkräutern und Wildstauden! 

Vielleicht kann die Diskussion über das ausbreitungswütige Kraut ein Anlass sein, zu überlegen, wie es grundsätzlich mit dem Artenreichtum (nicht nur) in unseren Breiten steht? 

Wo sind zB die Magerwiesen geblieben, Standorte, die das Drüsige Springkraut nicht mag, aber viele der heimischen zarten Wilden benötigen?

Wo sich Wildbienen und Schmetterlinge auf Flockenblume, Labkraut, Wiesensalbei und Ruchgras ein Stelldichein geben?